Dialogo tra Madre e Figlio

Das Duett Dialogo tra Madre e Figlio von Fortunato Santini ist wie die meisten seiner weltlichen Duette für zwei Soprane und Klavierbegleitung vorgesehen. Es handelt sich um eine anlassbezogene Komposition, die Santini im Jahr 1820 zur Ankunft von Lord Dudley Coutts Stuart in Rom verfasste, dessen Mutter Lady Bute Santini aller Wahrscheinlichkeit nach vorher bereits kennen gelernt hatte.

Der Text stammt laut Titel von Jacopo Ferretti (1784–1852), ein in Rom ansässiger Poet und Librettist, der unter anderem Kontakte zu Giuseppe Verdi, Gioachino Rossini und Gaetano Donizetti pflegte und als eine zentrale Figur der römischen Opernlebens im 19. Jahrhundert gilt. Er ist vor allem für heitere Werke bekannt. Hatte er womöglich Kontakte zur Familie Stuart Coutts oder zu Santini? Der Hinweis „Poesia estemporanea“ – eine italienischsprachige, vor Publikum improvisierte und oft auch gesungene Dichtung – könnte gar darauf hindeuten, dass der Text speziell für diesen Anlass der Ankunft von Lord Dudley in Rom gedichtet wurde. Es handelt sich um eine Konversation zwischen einer Mutter und ihrem Sohn, zunächst abwechselnd gesungen in Dialogform, dann im Duett als Höhepunkt und Abschluss.

Die Komposition ist in zwei Ausfertigungen in der Santini-Sammlung überliefert. Zum einen existiert eine erste Niederschrift mit vielen Korrekturen Santinis, zum anderen eine hiervon noch einmal sauber abgeschriebene Reinschrift. Die beiden Fassungen sind unterschiedlich betitelt.

Titel des Arbeitsmanuskripts:
Arrivo | [ursprünglich: Nella Venuta] in Roma | di Lord Dudley Coutts Stuart | Dialogo | tra | Madre e Figlio | Poesia del Sig Giacomo Ferretti Romano: i | (Estemporanea)

Titel der Reinschrift:
In occasione che venne in Roma | Lord Dudley Stuart Coutts | Dialogo fra il Figlio | e la Madre Lady Bute | Poesia estemporanea di Giacomo Ferretti. | posta in Musica | con accompagnamento di P. F. | da Fortunato Santini | 1820

Die Reinschrift trägt nicht nur den Versandhinweis „Per la Bute“ sondern auch „per la Baronessa di Goethe“, bei der es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um Johann Wolfgang von Goethes Schwiegertochter Ottilie handelt, die Santini in den 1840ern in Rom kennengelernt hatte. So ist das besagte Werk ebenfalls in der Musiksammlung der Familie Goethe im Goethe- und Schiller-Archiv in Weimar überliefert. Santini schickte der Baronessa auch einige weitere Werke diverser Komponisten zu, wie eine von ihm geschriebene Belegliste in der Santini-Sammlung und diverse Versandvermerke in seinen Handschriften zeigen. Auch diese sind zum Teil in der Weimarer Musiksammlung erhalten.

Text des Duetts

Madre
Sei pur tu ti stringo al seno
quel che premo è il cor del figlio
sol per te sento sul ciglio
le mie lagrime arrestar
sol per te di gioja incognita
sento l’alma palpitar
Figlio
Madre mia sei tu
che abbraccio madre mia
che lieto istante
nò che il cor d’un figlio amante
gioja equal provar non sà
per te sol può dir quest’anima cosa sia felicità

Madre
Ma tu piangi

Figlio
Un cor che giubila suol parlar ancor col pianto

Madre
Tu mi guardi e taci in tanto

Figlio
Un piacere equale al mio
nò parole più non ha

Madre e figlio
In questo bel momento cosi felice io sono
che tengo a vile un trono
che non invidio un Rè
e del piacer l’eccesso mi rende il core oppresso
che tremo ondeggio
palpito e non sò dir perchè

Literaturhinweise

  • Krumeich, Kirsten: „Musica Sacra, e Profana … raccolta con sommo incommodo. Schriftspuren des Sammlers Fortunato Santini“, in: Klang*erbe – Schrift*kultur. Max von Droste-Hülshoffs unbekannte Noten in der Diözesanbibliothek Münster, hrsg. von Kirsten Krumeich (= Ad fontem salientem. Schriften der Diözesanbibliothek Münster, Bd. 2), Münster 2018, S. 54–75.
  • Russo, Francesco Paolo: Art. „Ferretti, Jacopo, Giacopo, Giacomo“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart online.

Verfasser: Michael Werthmann

28. September 2022

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