Bernhard Quante

*20. August 1812 in Coesfeld
†7. Oktober 1874 in St. Mauritz, Münster

Bernhard Quante war ein römisch-katholischer Geistlicher und Chordirektor. Seine Freundschaft mit Fortunato Santini war wesentlicher Auslöser für die Entscheidung Santinis, seine Sammlung an das Bistum Münster zu verkaufen.

Geboren in Coesfeld im westlichen Münsterland erhielt Quante bereits am dortigen Gymnasium eine musikalische Ausbildung und sang im Chor. Nach dem Abitur im Jahr 1830 folgte ein Theologiestudium in Münster. Auch hier gehörte Choralgesang mit zur Ausbildung. Am 14. März 1835 wurde Quante zum Priester geweiht. Für eine Anstellung als Kaplan ging er daraufhin nach Südlohn. 1840 wurde er Leiter der Rektoratsschule in Rees am Niederrhein. Zurück kam er 1851 auf Initiative von Bischof Johann Georg Müller, der von seinen Gesangsfähigkeiten beeindruckt war und ihn als Gesanglehrer am Dom und am Priesterseminar einsetzte. Im August 1851 reiste Quante nach Regensburg, um dort eine mehrmonatige Kirchenmusikausbildung bei Johann Georg Mettenleiter und Carl Proske, zwei prominenten Vertretern der kirchenmusikalischen Restauration, aufzunehmen. In der Santini-Sammlung finden sich zahlreiche Abschriften Quantes aus dieser Zeit in Regensburg. Zurück in Münster wurde er Anfang 1852 Domvikar. Im Jahr 1853 reiste Quante zu Studienzwecken nach Rom und lernte dort Santini kennen, mit dem sich ein sehr freundschaftliches Verhältnis entwickelte. Santini widmete dem Domvikar aus Münster zwei eigene Kompositionen sowie Handschriften und Drucke anderer Komponisten. In einer Handschrift bezeichnete Santini Quante als seinen „sincero amico“.

Santini, der im Hinblick auf seine finanzielle Lage schon einige Zeit mit dem Gedanken gespielt hatte, seine Sammlung zum Verkauf anzubieten, sah in Quante offenbar den richtigen Käufer. Sicherlich war er davon überzeugt, dass die Sammlung so auch nach seinem Tod einer guten Verwendung zugeführt werden würde. Gegen eine an Santini auszuzahlende Jahresrente von 465 Scudi und Gewährung des Zugangs zur Sammlung bis zu seinem Tod gelangte das Bistum Münster schließlich in den Besitz der Santini-Sammlung. Sie wurde zunächst am Campo Santo Teutonico in Rom für Santini zugänglich aufbewahrt. Festgelegt wurde dies in einem Beschluss der Congregatio des Campo Santo Teutonico unter Vorsitz des Camerlengos Joseph Spithöver vom 19. März 1855. Quante, der kurz nach seiner Ankunft in Rom zum Mitglied ernannt wurde, nahm an dieser Sitzung teil. Bis zur Zustimmung durch das Bistum Münster wurde die erste Rente vom Campo Santo an Santini ausgezahlt und Bürgschaft für die weiteren Zahlungen übernommen.

Im Dezember desselben Jahres verließ Quante Rom und kehrte nach Münster zurück, wo er 1857 Domchordirektor wurde. Nach Santinis Tod am 14. September 1861 wurde die Santini-Sammlung Anfang 1862 plangemäß nach Münster transportiert, veranlasst durch Domkapitular Johann Heinrich Bangen, und im Diözesanmuseum am Domplatz 25 untergebracht. Quante selbst hatte das Interesse an der Sammlung weitestgehend verloren, Santinis Hoffnung auf eine praktische oder wissenschaftliche Nutzung erfüllte er also nicht. Zwar war Quante ohne Frage und nicht zuletzt auch aufgrund seines Amtes musikalisch aktiv, dies aber vielmehr auf dem Gebiet der Choralreform. So setzte er sich für die Reinerhaltung des Choralgesangs ein und war bestrebt, die Praxis der Orgelbegleitung im Münsteraner Dom zu unterbinden. Auch war er weniger an editorischen Projekten interessiert. Im Jahr 1867 veröffentlichte er seine Schrift Zur Reform des Kirchengesangs. In dem autobiografischen Vorwort fand Santini keinerlei Erwähnung.

Aus gesundheitlichen Gründen musste Quante sein Amt als Chordirektor im Frühjahr 1868 aufgeben, blieb aber noch als Gesanglehrer am Priesterseminar aktiv. Im Jahr 1871 kam er schließlich in das Krankenhaus der Franziskanerinnen in St. Mauritz, wo er bis zu seinem Tod einige Jahre verbrachte. Quantes eigene Musiksammlung ging in die Santini-Sammlung über. Daher ist es oftmals nicht ersichtlich, ob von ihm stammende Musikalien zu Santinis Lebzeiten – etwa als Geschenk – Eingang gefunden haben, oder aber erst dann, als die Sammlung bereits in Münster war. Eindeutig beantworten lässt sich dies jedoch für einige Druckwerke, die erst nach Santinis Tod erschienen sind.

Widmungswerke Santinis

Literaturhinweise

  • Ammendola, Andrea: „Von Rom nach Münster: Zur Geschichte der Santini-Sammlung“, in: Sammeln – Komponieren – Bearbeiten. Der römische Abbate Fortunato Santini im Spiegel seines Schaffens, hrsg. von Peter Schmitz und Andrea Ammendola, Münster 2011, S. 40–47.
  • Höink, Dominik: „Zwischen Santini-Sammlung und Choralreform: Zur Biographie des Domvikars und Domchordirektors Bernhard Quante“, in: Sacrae Musices Cultor et Propagator. Internationale Tagung zum 150. Todesjahr des Musiksammlers, Komponisten und Bearbeiters Fortunato Santini, hrsg. von Andrea Ammendola und Peter Schmitz, Münster 2013, S. 270–299.

Verfasser: Michael Werthmann

28. September 2022

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