Felix Mendelssohn Bartholdy

*3. Februar 1809 in Hamburg
†4. November 1847 in Leipzig

Felix (Jacob Ludwig) Mendelssohn Bartholdy war ein deutscher Komponist, Pianist und Dirigent. Er gilt als einer der wichtigsten Komponisten der Romantik und wurde bereits zu Lebzeiten als solcher wahrgenommen. Er wurde als Wunderkind gesehen und verfügte bereits mit Anfang 20 über einen ausgereiften Kompositionsstil. Auf einer zweijährigen Bildungsreise, die er im Alter von 21 Jahren begann, lernte er auch Fortunato Santini in Rom kennen und besuchte dort dessen Sammlung. Mendelssohns Auseinandersetzung mit alter Musik und der altitalienischen Vokalpolyphonie, die sich hier in Rom durch seine intensiven Quellenstudien manifestierte, war Bestandteil seiner durch kontrapunktische Kompositionsweisen geprägten und klassisch orientierten kompositorischen Ausrichtung. Zu seinen Orchesterwerken zählen unter anderem fünf Sinfonien, Ouvertüren sowie Konzerte für Klavier und Violine. An großbesetzten geistlichen Vokalwerken sind vor allem die beiden Oratorien Paulus und Elias zu nennen. Außerdem komponierte Mendelssohn Klavierwerke und Lieder.

Geboren 1809 in Hamburg wuchs der junge Felix nach dem Umzug der Familie im Juli 1811 in Berlin auf. Er und seine Geschwister genossen eine ausgezeichnete Bildung – zunächst bei der Mutter Lea, dann als Privatunterricht bei renommierten Lehrern. Außerdem lernte Felix seit dem Kindheitsalter Klavier und trat bereits als Neunjähriger öffentlich auf. Mit zehn Jahren komponierte er seine ersten Werke. Zu seinen Lehrern zählte ab 1819 auch Carl Friedrich Zelter, bei dem er Musiktheorie und Komposition lernte. Zelters Unterricht sollte ihn sehr prägen und durch ihn geriet er auch früh in das Umfeld der Berliner Singakademie, zu der auch Santini eine besondere Beziehung hatte. Bei der Singakademie wirkte Mendelssohn ab 1820 auch als Sänger mit. 1825, da war er 16, erschienen erstmalig Kompositionen im Druck.

Da sich der Wohnsitz der Familie Mendelssohn als eine wichtige gesellschaftliche Berliner Anlaufstelle für Konzerte, Lesungen und ähnliches etabliert hatte, gerieten auch die Kinder in Kontakt mit zahlreichen Künstlern und Gelehrten wie E. T. A. Hoffmann, Heinrich Heine oder Gottfried von Schadow. Für Mendelssohn entstanden hier zum Teil lebenslange Freundschaften, etwa mit dem Violinisten Ferdinand David, für den er später sein Violinkonzert schreiben sollte, das von diesem uraufgeführt wurde, oder dem Theologen Julius Schubring, der das Libretto für das Oratorium Paulus schreiben würde. Im Jahr 1827 immatrikulierte sich Mendelssohn an der Universität Berlin und besuchte etwa Vorlesungen Georg Friedrich Wilhelm Hegels oder Alexander von Humboldts. Am 11. und 21. März 1829 initiierte und leitete Mendelssohn die legendären Aufführungen der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach. Nicht nur durch die Sing-Akademie mit ihrem Fokus auf die Musik des 17. und 18. Jahrhunderts, sondern auch durch die eigene Familie hatte Mendelssohn früh einen Zugang zur Musik Bachs gefunden.

Im Jahr 1829 unternahm Mendelssohn seine erste Reise auf die britischen Inseln. In London brachte er erfolgreich eigene Werke zur Aufführung, unter anderem seine 1. Sinfonie. Während seines Aufenthaltes in Schottland ließ er sich zur Komposition seiner 3. Sinfonie („Schottische“) und der Hebriden-Ouvertüre inspirieren. Mitte Mai 1830 begann er dann in Berlin seine zweijährige Bildungsreise – nicht zuletzt auch zum Zweck der „Selbstvermarktung“ –, die ihn dann auch nach Italien und nach Rom führen sollte. Dort traf er im November des Jahres ein und blieb den ganzen Winter über. Er knüpfte Kontakte zu Malern und Bildhauern sowie eben auch zu Santini oder Giuseppe Baini. Auf der Reise dorthin lernte er in Wien zudem auch Raphael Georg Kiesewetter und Aloys Fuchs kennen, zu denen Santini enge Tauschbeziehungen pflegte. Die gesamte Italienreise inspirierte Mendelssohn wiederum zur Komposition seiner 4. Sinfonie („Italienische“).

Den Winter 1831/32 verbrachte Mendelssohn in Paris, wo er unter anderem auf Frédéric Chopin, Luigi Cherubini und Giacomo Meyerbeer traf. Im Frühjahr reiste Mendelssohn dann wieder nach England, diesmal bereits als bekannte Größe. Zurück in Berlin hatte er Ambitionen, Zelters Nachfolger als Leiter der Singakademie zu werden. Der Posten ging aber Anfang 1833 letztlich an Karl Friedrich Rungenhagen. Mendelssohn begab sich daraufhin nach Düsseldorf, um das Niederrheinische Musikfest zu leiten und bekam dort anschließend eine feste Anstellung als Städtischer Musikdirektor. In Düsseldorf wohnte er bei von Schadow und hatte Kontakte zu vielen weiteren Malern, darunter etwa Julius Hübner, der auch Santini kannte und ihn porträtierte, oder Eduard Bendemann. In seiner Düsseldorfer Zeit setzte sich Mendelssohn auch für die „alte“ Musik ein und ging auf Reisen, um Messen von Palestrina, Lotti oder Pergolesi ausfindig zu machen.

Im Jahr 1835 wurde Mendelssohn dann Gewandhauskapellmeister in Leipzig, nachdem er vorherige Anfragen zunächst abgelehnt hatte. Hier war er sechs Jahre lang für die Leitung und Konzeption von Abonnementkonzerten und Kammermusikkonzerten zuständig, mit Unterbrechungen auch darüber hinaus bis zur Saison 1846/47. Auch als Solointerpret am Klavier absolvierte Mendelssohn Auftritte. Nachdem Friedrich Wilhelm IV. König von Preußen geworden war und begonnen hatte, in erhöhtem Maße das kulturelle Leben in Berlin zu fördern, wurde Mendelssohn zusätzlich zu seiner Leipziger Anstellung 1840 Kapellmeister in Berlin, 1842 dann Generalmusikdirektor. 1843 eröffnete er in Leipzig ein Konservatorium, das zu einem der angesehensten in Deutschland wurde. Auch in Frankfurt war er weiterhin tätig. Die Arbeitslast durch zusätzliche Musikfeste und Auftragswerke wurde so hoch, dass sich Mendelssohn bald zur Absage von Auftritten gezwungen sah. In seinen letzten Lebensjahren schrieb er vor allem an großbesetzten Werken wie etwa seinem Oratorium Elias. Nach dem Tod seiner Schwester Fanny Hensel am 14. Mai 1847 verstarb auch er nach kurzer, schwerer Krankheit am 4. November des Jahres.

Der intensivste Kontakt zwischen Mendelssohn und Santini bestand während seines Romaufenthalts im Rahmen seiner Bildungsreise. Nach seiner Ankunft in der Tiberstadt Anfang November 1830 lernte der junge Komponist Santini recht schnell kennen. Bereits in seinem ersten Brief aus Rom vom 1. und 2. November berichtete Mendelssohn seiner Familie in Berlin davon, dass er Der Tod Jesu von Carl Heinrich Graun in Santinis italienischer Übersetzung im Konzert gehört habe und dass Santini offenbar schon auf seinen Besuch warte. Eine Woche später hatten sie sich dann bereits persönlich kennen gelernt und Mendelssohn Santinis Sammlung besucht, denn am 8. und 9. November schrieb er an seine Familie: „Eine kostbare Bekannschaft ist für mich der abbate Santini, der eine der vollständigsten Bibliotheken für alte italiän. Musik hat, und mir gern alles leiht und giebt, da er die Gefälligkeit selbst ist“ (Felix Mendelssohn Bartholdy: Sämtliche Briefe Band 2. Juli 1830 bis Juli 1832, hrsg. von Anja Morgenstern und Uta Wald, Kassel 2009, S. 127). Es sollte zu mehreren Besuchen kommen.

Auch Santini suchte Mendelssohn in seiner Unterkunft auf, um ihm Musikalien vorbeizubringen. So berichtete Mendelssohn seiner Familie am 16. November über Santini: „wenn ich Abends in Gesellschaft ein Stück lobe oder nicht kenne, so klopft er den andern Morgen sehr leise an, und bringt mir das Stück in sein blaues Schnupftüchelchen gewickelt“ (ebenda, S. 131). Außerdem bat Santini ihn auch, Eigenkompositionen zu begutachten. Konkret schrieb Mendelssohn in selbigem Brief: „Er hat mir sogar sein 8 stimmiges Te deum gebracht, und mich gebeten ihm doch einige Modulation hinein zu corrigiren; es bliebe doch gar zu viel in g dur; ich will also sehen, ob ich einiges amoll oder e moll anbringen kann“ (ebenda). Gemeint ist hier allem Anschein nach Santinis Te Deum a due Cori, die einzige überlieferte achtstimmige Te Deum-Vertonung Santinis in lateinischer Sprache.

In Santinis Handschrift finden sich tatsächlich Bleistiftkorrekturen und -eintragungen von anderer, Mendelssohns nicht unähnlicher Hand. Auffällig ist vor allem der zum Teil neu notierte Generalbass. Fragen werfen jedoch die Anmerkungen Mendelssohns zu den Tonarten auf: Die Grundtonart ist D-Dur. Der Abschnitt „Te per orbem“ beginnt zwar in der Grundtonart G-Dur, in diesem Teil sind jedoch wenige Korrekturen vorgenommen worden geschweige denn Modulationen. In harmonischer Hinsicht würde daher das ebenfalls überlieferte englischsprachige Te Deum for eight voices mehr der Beschreibung entsprechen, hier finden sich allerdings keine Eintragungen oder Korrekturen. Wenig später bekam Mendelssohn von Santini unter anderem die Partitur des Solomon von Georg Friedrich Händel, die Mendelssohn später als Grundlage seiner Bearbeitung des Oratoriums verwenden würde. Dies geht aus einem weiteren seiner Briefe aus Rom hervor.

Als Ausdruck der guten Beziehung zwischen Mendelssohn und Santini und ihres Fortbestehens kam es zu mehreren gegenseitigen Widmungen, die im Nachfeld zu Mendelssohns Romaufenthalt, der bis in den April 1831 währte, entstanden. In der Bibliothek der Accademia di Santa Cecilia in Rom sind Mendelssohns drei Präludien op. 37 von 1838 als Autograph mit einer Widmung an Santini erhalten: „Al Signor Abbate Fortunato Santini in segno di sincera amicizia e di vera stima dal suo divoto Felix Mendelssohn Bartholdy Lipsia 8 Settembre 1840“. Diese Stücke verkörpern eine „neue Stufe der kompositorischen Rezeption alter Musik“ (Krummacher, Friedhelm/Wehner, Ralf: Art. „Mendelssohn Bartholdy, Felix (Jacob Ludwig)“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart online), und daher ist dieses Autograph sicherlich nicht ohne Grund dem Sammler alter Musik gewidmet worden. Wie aus der Widmung hervorgeht, befand sich Mendelssohn zu dieser Zeit in Leipzig.

In der Santini-Sammlung selbst befinden sich generell nur Drucke mit Werken Mendelssohns, Handschriften sind von ihm hier nicht überliefert (es findet sich lediglich eine Übersetzung des Textes von Mendelssohns Paulus durch A. L. Mazzini in einer Abschrift Santinis). Zwei der Drucke hat Santini direkt von dem Komponisten mit persönlichen handschriftlichen Widmungen erhalten. In dem Exemplar der Erstausgabe seines Violinkonzerts op. 64, die im Juli 1845 bei Breitkopf & Härtel erschien, schrieb Mendelssohn folgendes nieder: „Al Sgr Abbate Fortunato Santini dal suo sincero amico F. Mendelssohn Bartholdy“. Angesichts des Todes Mendelssohns im November 1847 lässt sich der mögliche Zeitraum der Widmung auf die zwei Jahre davor eingrenzen. Die Partitur übergab er freilich nicht persönlich, sie muss ihren Weg anders nach Rom gefunden haben. Santini dediziert war dieses eine Exemplar. Das Werk an sich widmete Mendelssohn wie bereits erwähnt dem Freund und Violinisten der Uraufführung, Ferdinand David. Ähnliches gilt für die Hymne für eine Sopran-Stimme, die im September 1845 bei Bote & Bock erschien. Hier notierte Mendelssohn auf dem Titelblatt die gleiche Widmung wie beim Violinkonzert.

Santini seinerseits schickte Mendelssohn eine Eigenkomposition, ein Christus factus est, wie aus einem Vermerk in seinem eigenen Exemplar hervorgeht: „a F. Mendelsohn in Berlino.“ Santini schickte ihm das Stück also zu, nachdem Mendelssohn seine große Reise bereits beendet hatte und wieder in Berlin weilte. Das Christus factus est war zu diesem Zeitpunkt jedoch bereits mindestens 20 Jahre alt, der Sammelband, in dem sich die Komposition befindet, stammt aus dem Jahr 1812. Auch ist das Stück nicht exklusiv Mendelssohn gewidmet, sondern wurde laut Vermerk von Santini auch an Gaetano Gaspari nach Bologna geschickt. Das an Mendelssohn geschickte Exemplar ist nicht überliefert. Dafür ist eine Kantate Nicola Porporas in der Originalhandschrift des Komponisten in der Musikabteilung der Staatsbibliothek zu Berlin erhalten, die Santini Mendelssohn zum Geschenk machte und mit der Widmung „Fortunato Santini al suo sincerissimo Amico Felice Mendelsshon [sic]“ versah.

Den heute noch in der Santini-Sammlung überlieferten Druck des Mendelssohn-Oratoriums St. Paul (bzw. Paulus) erhielt Santini im Übrigen von zwei Ladies der englischen Familie Legge, wie aus einer handschriftlichen Widmung auf dem Titelblatt hervorgeht: „L’Abate Santini with Lady Caroline Legge’s & Lady Anne Legge’s best compliments & kind regards.“ Vermerke wie „per Lady Legge“ finden sich auch in diversen Handschriften mit Eigenkompositionen Santinis. Die Schenkung des Drucks war somit vermutlich eine Reaktion auf die diversen Zueignungen.

Literaturhinweise

  • Krummacher, Friedhelm/Wehner, Ralf: Art. „Mendelssohn Bartholdy, Felix (Jacob Ludwig)“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart online.
  • Mendelssohn Bartholdy, Felix: Sämtliche Briefe Band 2. Juli 1830 bis Juli 1832, hrsg. von Anja Morgenstern und Uta Wald, Kassel 2009.
  • Mendelssohn Bartholdy, Felix: Sämtliche Briefe Band 3. August 1832 bis Juli 1834, hrsg. von Uta Wald unter Mitarbeit von Juliane Baumgart-Streibert, Kassel 2010.
  • Mendelssohn Bartholdy, Felix: Sämtliche Briefe Band 6. Februar 1838 bis September 1839, hrsg. von Kadja Grönke und Alexander Staub, Kassel 2012.
  • Mendelssohn Bartholdy, Felix: Sämtliche Briefe Band 7. Oktober 1839 bis Februar 1841, hrsg. von Ingrid Jach und Lucian Schiwietz unter Mitarbeit von Benedikt Leßmann und Wolfgang Seifert, Kassel 2013.
  • Mendelssohn Bartholdy, Felix: Sämtliche Briefe Band 10. Januar 1844 bis Juni 1845, hrsg. von Uta Wald, Kassel 2016.
  • Schmitz, Peter: „Auf den Spuren der musikalischen Vergangenheit: Deutsche Romreisende des 19. Jahrhunderts“, in: Sammeln – Komponieren – Bearbeiten. Der römische Abbate Fortunato Santini im Spiegel seines Schaffens, hrsg. von Peter Schmitz und Andrea Ammendola, Münster 2011, S. 21–39.

Verfasser: Michael Werthmann

28. September 2022

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