Johann Caspar Aiblinger

*23. Februar 1779 in Wasserburg am Inn
†6. Mai 1867 in München

Johann Caspar Aiblinger war ein deutscher Komponist und Musiklehrer, der neben Caspar Ett, Johann Baptist Schmid und Carl Proske als ein Hauptvertreter der kirchenmusikalischen Restaurationsbewegung in Süddeutschland gilt. Seine Kompositionen umfassen geistliche Vokalmusik vor allem mit lateinischen und deutschen Messen, ab 1833 insbesondere auch A-Cappella-Werke mit Elementen altklassischer Vokalpolyphonie. Aiblinger komponierte außerdem weltliche Kantaten und Lieder. Weiterhin sind Opern und Ballette zu nennen sowie in geringerem Maße auch Instrumentalwerke.

Als Schüler des Münchener Jesuitengymnasiums lernte Aiblinger am Gregorianischen Seminar und wurde vom Komponisten und Lehrer Joseph Schlett protegiert. 1801 nahm Aiblinger zunächst ein Studium der Philosophie und der Theologie an der Universität Landshut auf. Im Jahr 1803 ging er dann nach Italien, wo ihn Johann Simon Mayr unterstützte. Aiblinger lebte zunächst in Vicenza, dann ab 1810 in Venedig. 1817 gründete er zusammen mit Abbé Gregorio Trentino den Singverein Odeon. 1819 wurde er Kapellmeister an der Mailänder Scala, kurz darauf Maestro an der Italienischen Oper in München. Als diese 1825 durch König Ludwig I. aufgelöst wurde, wurde Aiblinger zunächst Vizekapellmeister am Hof, 1826 dann Hofkapellmeister.

Im Auftrag des Kronprinzen Maximilian von Bayern unternahm Hofkapellmeister Aiblinger 1833 eine Italienreise, um altklassische Kirchenmusik für die Münchener Hofbibliothek zu beschaffen. So besuchte er zu diesem Zweck auch die Bibliothek von Fortunato Santini. Am 8. März schenkte ihm Santini ein Manuskript der Messa Clementina von Alessandro Scarlatti, das Santini für ein Autograph hielt, was heute jedoch als zweifelhaft gilt. Die vermeintliche Originalhandschrift befindet sich in der Bayerischen Staatsbibliothek in München. Am Ende des Manuskripts findet sich folgender Vermerk Santinis: „Questo autografo dellʼimmortale Maestro il Cavaliere Alessandro Scarlatti con grande mio piacere e donato allʼesinio Maestro di S. M. il Re di Baviera; il Sig Gaspare Aiblynger“. In seiner eigenen Abschrift des Werks notierte Santini: „LʼAutografo di questa Messa e stato donato al Sig. Aiblinger Maestro di Cappella di S. M. il Re di Baviera li 8 Maggio 1833“. Darüber hinaus besaß Santini eine weitere Abschrift des Werks eines unbekannten Schreibers.

Aiblinger dankte Santini wenig später mit einer eigenen Komposition, der Motette Sperate in Deo, versehen mit dem Hinweis „manoscritto dellʼautore il 30 di Marzo 1833“ und der Widmung „dedicato Al Signor Abbate Fortunato Santini esimio cultore e propagatore di musica classica in Roma“. In Kontrast zu diesen ehrenden Worten steht ein Tagebucheintrag Aiblingers zwei Tage zuvor, in dem er Santini als eine „barocke Mischung aus Eitelkeit und Gewinnsucht“ (zitiert nach Franz Hauk: Johann Caspar Aiblinger (1779–1867). Leben und Werk (= Eichstätter Abhandlungen zur Musikwissenschaft, Bd. 6), Tutzing 1989, Band 1, S. 68, 340) bezeichnet.

Neben der geschenkten Komposition besaß Santini wenige weitere Werke von Aiblinger. 7 weitere Handschriften sind zu nennen, 4 davon aus Santinis Hand, die er zum Teil aus Originalen Aiblingers anfertigte. Aiblingers Vertonung von Psalm 60 erhielt Santini über Raphael Georg Kiesewetter, wie aus dem Rechnungsbuch über die Tauschgeschäfte mit dem Wiener Sammler und Musikhistoriker hervorgeht. Diese ist heute jedoch nicht mehr in der Santini-Sammlung enthalten.

1839 wurde Aiblinger Ehrenmitglied der Accademia di St. Cecilia. Von 1843 bis 1863 war er neben seinen Aufgaben am Hof gleichzeitig Musiklehrer an Münchner Klöstern.

Widmungswerke Santinis

Literaturhinweise

  • Hauk, Franz: Art. „Aiblinger, Johann Caspar“, in: Die Musik in Geschichte und Gegenwart online.
  • Hauk, Franz: Johann Caspar Aiblinger (1779–1867). Leben und Werk (= Eichstätter Abhandlungen zur Musikwissenschaft, Bd. 6), Tutzing 1989.

Verfasser: Michael Werthmann

28. September 2022

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